Pressemitteilung 15-IV

Staatsanwaltschaften und Gerichte umfassend verstärken! Ebenso wie die Polizei und die Verwaltung steht die Justiz des Landes vor besonderen Belastungen. Vor allem im Hinblick auf eine zu erwartende große Zahl zusätzlicher Asylverfahren ist bereits das Verwaltungsgericht personell verstärkt worden. Die Funktionsfähigkeit der Justiz ist jedoch auch an anderen Stellen gefährdet.

„Der Bürger muss darauf vertrauen können, dass der Rechtsstaat mit den gegenwärtigen Herausforderungen fertig wird“, erklärte heute der stellvertretende Vorsitzende des Schleswig-Holsteinischen Richterverbandes Friedrich Reese, Staatsanwaltin Flensburg. „Dazu gehören ganz besonders eine zuverlässige Ermittlung und die zügige Aburteilung von Straftaten. Leider sieht die Wirklichkeit anders aus: Das Internet entwickelt sich zu einem rechtsfreien Raum. Die schwere organisierte Kriminalität bringt die Justiz an den Rand ihrer Möglichkeiten.“

Vor dem Landgericht Kiel wird derzeit das größte Strafverfahren in der Geschichte Schleswig-Holsteins mit zwölf inhaftierten, als hochgefährlich geltenden Angeklagten verhandelt. Wegen des immensen Personal- und Sicherheitsaufwandes muss die Verhandlung im 50 km entfernten Schleswig stattfinden. Allein in diesem Verfahren sind vier Berufsrichter auf lange Zeit gebunden. Gleichzeitig stehen in Kiel weitere Großverfahren, einschließlich eines Auschwitz-Prozesses, bevor.

Der Schleswig-Holsteinische Richterverband fordert Parlament und Regierung nachdrücklich auf, die Brennpunkte der Justiz umfassend in den Blick zu nehmen und für die nötige Verstärkung zu sorgen. Andere Bundesländer sind längst aktiv geworden. Ein „Abwarten, was passiert“ kann sich unser Land nicht leisten.